ICH BIN DAS EINE UND DAS ANDERE BIN ICH AUCH, 2022
Inszenierung (Diplomarbeit)
60 Minuten
74qm Nesselstoff/ 176m Seil/ 16 Umlenkrollen
2022/ Semper Depot/ Wien
Konzept, Regie, Bühne, Kostüm, Video, Text: Xandi Vogler, Ella Steinbach, Lukas Kötz
„Die Arten des Tier-Werdens sind weder Träume noch Phantasmen. Sie sind durch und durch real. Aber um was für eine Realität handelt es sich dabei? Denn wenn das Tier-Werden nicht darin besteht, ein Tier zu spielen oder nachzuahmen, dann ist auch klar, dass der Mensch nicht ‚wirklich‘ zum Tier wird und dass das Tier auch nicht ‚wirklich‘ zu etwas anderem wird...Es ist eine falsche Alternative, wenn wir sagen, entweder man ahmt etwas nach oder man ist. Was real ist, ist das Werden selber...Das Werden kann und muss als ein Tier-Werden bestimmt werden, ohne den Endzustand zu haben, der das gewordene Tier wäre.“ Deleuze, Guattari 1992. Tausend Plateaus/ Kapitalismus und Schizophrenie II
Die Inszenierung Ich bin das eine und das andere bin ich auch knüpft an Überlegungen Donna Haraways zum Chthuluzän an. Sie hält eine “umfassende Kohabitation aller Erdbewohner:innen” für geboten und ruft zu neuen Beziehungen auf, quer zu Vorstellungen biologischer Verwandtschaften. Im Zuge einer kollektiven Diplomarbeit im Fachbereich Bühnengestaltung stellten wir uns die Frage: Wie können Narrationen und performativ-szenische Kontexte aussehen, um der Vertiefung des Grabens zwischen Mensch/Natur/Maschine entgegenzuwirken? Oder anders gefragt: Mit welchen Mitteln kann “unser” Verständnis von Natur und Kultur, Subjekt und Objekt, Schauen und Angeschaut-Werden vor diesem Hintergrund befragt werden?
Anhand performativer Werkzeuge wird der Versuch angestellt, sich anhand von projiziertem Videomaterial von Natur, Tier, Mensch und Maschine nicht-menschlichen Gesten und Bewegungsabläufen anzunähern. Die Inszenierung kann als ein sich selbst überschreibender, stetig neu konfigurierender Katalog an Bewegungsmaterial verstanden werden.
In diesen Figurationen zwischen den Arten steckt möglicherweise die Chance, den menschlichen Zustand für eine Weile zu verlassen und sich mehrdeutigen Existenzformen anzunähern. Dieser approach, nicht nur menschlich zu sein, dieses sowohl als auch, an der Schnittmenge von Mensch/Natur/Technik, verwischt eine konkrete Zuschreibung durch eine Mehrdeutigkeit und Ambivalenz. Das Werden als ein Prozess, der auf nichts bestimmtes hinausläuft, findet in sich selbst seine Form und nimmt somit einen Zustand ein, der nicht klar dem einen oder dem anderen zuzuordnen ist.
mit Texten aus: Herakles 2 oder die Hydra /Heiner Müller, Metamorphosen / Ovid und dem Forum Übungs-Maschine
mit: Xandi Vogler, Ella Steinbach, Anne Schartmann, Stefan Pfattner, Lukas Kötz, Philipp Lossau, Selma Lindgren, Lina Eberle, Arthur Buckenleib